Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim 
                                              Frankfurt am Main
 
 
 
 
  Dokumentation: Sukkot (Laubhüttenfest) / Weihnachten
  „Gelobt seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der uns durch Seine Gebote 
  geheiligt und uns befohlen hat, in der Laubhütte zu wohnen.“ 
  So lautet der Segensspruch während des Laubhüttenfestes, das 
  am 15. Tag des Monats Tischri, nur fünf Tage nach dem 
  Versöhnungstag Jom Kippur, gefeiert wird. Zur Erinnerung an 
  die Wüstenwanderung verbringen Juden so viel Zeit wie möglich 
  in provisorischen Laubhütten. Dieses einwöchige Fest ist geprägt 
  von Freude und großer Gastfreundschaft.
  Aus diesem Grund hatte Rabbiner Andrew Steiman am 
  20. Oktober 2024 Christen aus den evangelischen und 
  katholischen Gemeinden von Bergen-Enkheim in die Laubhütte 
  der Henry und Emma Budge-Stiftung in Seckbach eingeladen. 
  Es war erfreulich, dass viele der Einladung Folge leisteten, 
  darunter auch Bewohner des Alten- und Pflegeheims sowie 
  Mitglieder der jüdischen Gemeinde, zu der auch Gäste aus 
  anderen Stadtteilen gehören. Der Nachmittag in der mit Früchten 
  und Bildern geschmückten Laubhütte wurde zu einem fröhlichen 
  Fest der Begegnung, bei dem nicht nur gegessen und getrunken wurde, sondern auch 
  viel erzählt und gelacht.
  Rabbiner Steiman erklärte die Ursprünge und Bräuche des Laubhüttenfestes (hebr. 
  Sukkot) und stellte überraschend eine überzeugende Verbindung zum christlichen 
  Weihnachtsfest her. Diese Verbindung bildet der gastfreundschaftliche Charakter des 
  Festes. Am gedeckten Tisch in der Hütte bleibt immer ein Platz für einen besonderen 
  Gast frei. Jeden Abend wird ein spiritueller Gast eingeladen: Abraham, Isaak, Jakob, 
  Mose, Aaron, Josef und David (Symbole siehe Plakat, Anordnung von rechts nach 
  links). Mit David betritt ein König die Laubhütte.
  Es ist nun auffallend, dass nach biblischer Tradition Jesus in einer Hütte geboren wurde. 
  Wie allgemein bekannt, ist das heutige Datum des christlichen Weihnachtsfestes kein 
  historisches Geburtsdatum Jesu. Vielmehr hat der 25. Dezember seine Wurzeln im 
  römischen Heidentum und ist erst im Zuge der Konstantinischen Wende an die Stelle 
  des Festes des römischen Sonnengottes Sol invictus (unbesiegter Sonnengott) 
  getreten. Der wahre Sol invictus ist nun Jesus Christus. Folgt man aber der 
  ursprünglichen jüdisch-christlichen Tradition, so erschließt sich ein tiefer spiritueller 
  Sinn der Erzählungen von der Geburt Jesu in einer Hütte. Denn nun betritt ein König 
  schon mit seiner Geburt eine Laubhütte und verweilt als ein besonderer Gast unter den 
  Menschen außerhalb schützender, fester Behausungen in einem Provisorium. Ein 
  Grund wahrer Freude!
  Die Freude am Laubhüttenfest drücken Jüdinnen und Juden auch mit einem Feststrauß 
  aus, der Lulaw (Palmzweig) genannt wird. Gemäß einer Anweisung aus dem Buch 
  Levitikus wird der Palmzweig zusammen mit drei Myrtenzweigen, zwei 
  Bachweidenzweigen und dem Etrog, einer Zitrusfrucht, reihum gereicht und geschüttelt: 
  „Ihr sollt am ersten Tage Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmwedel und 
  Zweige von Laubbäumen und Bachweiden und sieben Tage fröhlich sein vor dem 
  HERRN, eurem Gott, und sollt das Fest dem HERRN halten jährlich sieben Tage lang. 
  Das soll eine ewige Ordnung sein bei euren Nachkommen, dass sie im siebenten Monat 
  so feiern.” (3 Mos 23,40f) Dieses Brauchtum haben auch wir als Gäste - ganz im Sinne 
  von Levitikus - mit Freude mitgefeiert. 
  Das Schütteln des Feststraußes ist eine religiöse Handlung wie auch das Vortragen von 
  Psalm 27 in deutscher und hebräischer Sprache und der abschließende Aaronitische 
  Segen, den Rabbiner Steiman und Pfarrerin Fuchs im Wechsel sprachen.
                                                                                                                                        
  Ewald Wirth
  Psalm 27
  Von David: Der Ewige ist mein Licht und meine Hilfe, 
  vor sollte ich mich fürchten? 
  Der Ewige ist meines Lebens Schutz,
  vor wem sollte ich Angst haben? 
  Nähern sich mir Bösewichter, um mein Fleisch zu verzehren, 
  meine Bedränger, die mir feindlich gesinnt sind, 
  sie straucheln und fallen. 
  Stellt sich ein Lager gegen mich,
  mein Herz fürchtet es nicht; 
  erhebt sich ein Krieg gegen mich,
  trotz allem vertraue ich. 
  Eines wünsche ich vom Ewigen, ich bitte darum:
  Alle meine Tage will ich im Haus des Ewigen weilen, 
  das Wohltuende des Ewigen zu schauen, 
  jeden Morgen in Seinen Tempel zu kommen. 
  Denn Er birgt mich in Seiner Hütte am Tag der Bosheit, 
  birgt mich im Versteck Seines Zeltes, auf den Fels hebt Er mich.
  Nun erhebt sich mein Haupt über meine Feinde ringsum, 
  jetzt werde ich in Seinem Zelt Jubelopfer darbringen, 
  ich singe und musiziere dem Ewigen. 
  Höre, Ewiger, meine Stimme, ich rufe: 
  Sei mir gnädig und antworte mir. 
  Mein Herz sprach wegen dir: 
  Suchet Mein Antlitz.
  Dein Antlitz, Ewiger, ich suche es. 
  Verbirg Dein Antlitz nicht vor mir,
  weise Deinen Diener nicht im Zorn zurück, 
  Du, der mir zur Hilfe warst;
  
  Gib mich nicht hin und verlasse mich nicht, Gott meiner Hilfe. 
  Mein Vater und meine Mutter haben mich verlassen, 
  doch der Ewige nimmt mich auf. 
  Lehre mich, Ewiger, Deinen Weg 
  und führe mich auf dem Pfad der Gradheit, 
  wegen meiner Feinde. 
  Liefere mich nicht der Rachgier meiner Bedränger aus, 
  falsche Zeugen sind gegen mich aufgestanden, 
  vor Gewalt schnauben sie. 
  Hätte ich nicht darauf vertraut, 
  des Ewigen Güte im Land des Lebens zu erblicken. 
  Hoffe auf den Ewigen, stärke und ermutige dein Herz 
  und hoffe auf den Ewigen.